Im Greyerzerland gibt es kein ergreifenderes und kein eindrücklicheres Bild als ein Alpaufzug. Die Alpweiden schmücken sich. Bei Tag und bei Nacht im Mai hört man auf den Strassen den Klang der Glocken.
Ein grosse Herde schwarzweisser Kühe folgt einem stolzen Küherbuben. Die schönste Kuh schreitet im Bewusstsein ihrer Qualität blumengeschmückt voran. Von allen Seiten strecken sich Hände zu den Sennen und manch Schöne ziert die Kappen dieser Männer.
In früheren Zeiten war diese Tradition gemäss Legenden noch viel imposanter. Die Alpweiden saftiger, die Sennen hatten Zeit, das Land war reich. Es war das goldene Zeitalter. Die Hirten konnten mit ihren wunderbaren Kühen bis auf die Gipfel der Berge steigen. Es gab keine Lawinen, keine Felsstürze.
Zu jener goldenen Zeit sah man wunderbare Riesen, deren Beine vom Grat aus auf beiden Bergseiten hinunterhingen und deren Schuhe Brücken über die Saane bildeten. Aber wegen der Bosheit und des Neides der Menschen und der Grobheit einiger Sennen, die vom Unterland heraufgekommen waren, verliessen diese Riesen das Land. Die schönsten Alpweiden verwandelten sich in Steinfelder. Der Reichtum der Vergangenheit blieb ein blosses Andenken...
Quelle
Themenpfad :
Im Land der Greyerzer Sagen
Text :
Clément Fontaine, aus "L'Age d'Or Au Pays de Gruyère", Editions Fribourgeoises