Der Werkhof Fribourg ist auferstanden

  1. Der Werkhof Fribourg ist auferstanden
  2. Espace 1606, Herzstück des Werkhofs Fribourg
  3. Der nächste Stein kann Dir gehören
  4. Frÿburg1606, ein Spaziergang mit Augmented Reality
  5. Zu Fuss über Freiburgs Stadtbefestigungen
  6. Freiburg, erzählt in der Dämmerung

Der Werkhof Fribourg ist auferstanden

Der Werkhof Fribourg entstammt einer anderen Zeit, das wird schon von aussen deutlich: Als er 1555 mitten auf der Unteren Matte am Ufer der Saane erbaut wurde, ging es nicht um ein kulturelles Abenteuer. Hier im Herzen der Altstadt brauchte man eine Bauwerkstatt, wo Arbeiter die Flösse für den Warentransport übers Wasser produzieren konnten.

Werkhof Freiburg
Werkhof © Fribourg Tourisme

Der Werkhof Fribourg mit seinem Holzdach hatte schon damals imposante Dimensionen – er ist 44 Meter lang, 21 Meter breit und 20 Meter hoch. Damit ist er ein seltenes Beispiel des vorindustriellen Bauens und ein Bauwerk von nationaler Bedeutung. Und ein Zeitzeuge, der von vielen Ereignissen in der Altstadt von Freiburg erzählen könnte. Könnte? Kann!

Im Sommer 2020 erwacht der alte Werkhof Fribourg wie ein Phoenix aus der Asche und lädt zur Zeitreise. Der Werkhof ist seit 1803 im Besitz der Stadt Freiburg. Nach einem verheerenden Brand im Jahr 1998 entschied man sich zum Wiederaufbau, mit Bezug zur Geschichte und mit neuen Chancen für die Zukunft. Der Werkhof Fribourg als historisches Monument soll der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, und zwar Einheimischen wie Gästen.

ADN 1606 heisst das Paket an Möglichkeiten zum Eintauchen in die Geschichte der Stadt Freiburg.

ADN (=DNA) steht fürs Erbgut der Altstadt, welches man neu erkunden kann. 1606 bezieht sich auf den detailreichen Kupferstich des Stadtchronisten Martin Martini aus dem Jahr 1606. Dank diesem „Plan Martini“ weiss man genau, wie Freiburg damals aussah.

Also, treten wir ein in den Werkhof Fribourg! Archaisch schön ist der offene Raum ‘Tara’, durch den man das Gebäude betritt. Über dem schimmernden Kopfsteinpflaster erheben sich die Aussenmauern aus massiven alten Felsblöcken. Moderne Stahlträger bilden einen attraktiven Kontrast, und durch holzverkleidete Öffnungen fällt Tageslicht ein. Eine stimmige und stimmungsvolle Hommage an die einstige Bauwerkstatt in der unteren Altstadt. Der neue alte Werkhof Fribourg eben!

Espace 1606, Herzstück des Werkhofs Fribourg

Der Empfangsraum im Werkhof Fribourg dient als Treffpunkt und Infostelle zum Projekt ADN 1606. Die Schwarz-weiss-Wandtapete, der „Plan Martini“ im Grossformat, macht neugierig auf das Erlebnis im ‘Espace 1606’ im 2. Stock.

Ausschnitt aus dem Martini-Plan 1606 (kopiert von Website Stadt-Freiburg.city/de)

Das Herzstück im Werkhof Fribourg:

  • Modell der Altstadt Freiburg
  • im Massstab 1:250
  • dreidimensional
  • auf 52 m2 = das grösste Stadtmodell der Schweiz
  • basierend auf dem „Plan Martini“ von 1606
  • in multimedial animierter Umgebung

Nachgebaut und mit viel Liebe gestaltet sind da:

  • 1700 Gebäude
  • 14 Meter Stadtmauern
  • 21 Meter Flussufer
  • Brücken, Brunnen, Gärten
  • 3000 Bäume
  • 2000 Personen

Man schaut und staunt, lässt das alles auf sich einwirken. Dann schaue ich näher hin, erkunde die zahllosen Details der Altstadt. Die Gassen, die stolzen Bürgerhäuser, von Mauern umgebene Gemüsegärten, die Kathedrale St. Nikolaus, Kirchen und Klöster mit ihren Innenhöfen und Gartenanlagen, Brunnen, Brücken, die Hütten der einfachen Arbeiter und das vielseitig genutzte und noch unbefestigte Ufer der Saane. Und natürlich die Stadtbefestigung mit Stadtmauern, Türmen und Toren.

Und das Allerbeste: Was das Modell zeigt, die Altstadt Freiburgs, ist heute noch grösstenteils im Original vorhanden. Die gut erhaltene, kompakte Altstadt Freiburgs ist ein historisches Monument und gilt als grösstes mittelalterliches Stadtbild der Schweiz! 

Der Besuch der heutigen Altstadt unter dem Motto ADN 1606 ist ein unvergessliches Zeitreise-Erlebnis… neue Augmented-Reality-Technologien machen’s möglich. Zudem sind die Stadtmauern seit 2018 über lange Strecken frei begehbar. Ein Muss für alle, die gut zu Fuss sind und gerne in halb-versteckte Gärtchen herabschauen!

Zurück zum Modell im Werkhof Fribourg: Viel besser als jedes Bild macht der Espace 1606 die einmalige, grandiose Lage der Altstadt deutlich. Geschützt im U-förmigen Saanebett gelegen und auf drei Seiten durch steile, hohe Felswände gegen aussen abgeschirmt, war die Stadt im Jahre 1606 praktisch uneinnehmbar.

Flirt der Epochen

Im Espace 1606 flirtet das 17. Jahrhundert mit der Zukunft. Das handwerkliche Modell nach dem „Plan Martini“ ist von grossflächigen Bildschirmen umgeben, welche mit den neuesten, jeweils verfügbaren audiovisuellen Mitteln bespielt werden.

Nach einer Videoeinführung begegnen wir auf den 57 m2 grossen Bildschirmen sechs Freiburger Persönlichkeiten. Wer will, kann sich interaktiv weiter mit ihren Biographien auseinandersetzen. Auf jeden Fall nehmen sie uns mit in ihren Alltag im Jahr 1606:

  • Martin Martini, Stadtchronist und Kupferstecher
  • François Dey, Söldner
  • Guillaume Techtermann, Bürger
  • Cléophas Weber, Tuchmacher
  • Isabelle Paris, Naturheilerin
  • Jacut, Gaukler

Das Zusammenspiel der lebensecht wirkenden Begegnungen und dem Stadtmodell lassen uns eintauchen in den Alltag von damals. Meine Fantasie driftet ab. Das Audiovisuelle vermischt sich mit dem Erzählten, imaginäre Gerüche ergänzen die Stimmung. Ich fühle mich im Flow der Geschichte, bin mitten drin. Der Besuch des Espace 1606 im Werkhof Fribourg ist wirklich ein Erlebnis für die Sinne!

Auch Cédric Clément, Direktor von Freiburg Tourismus, ist Feuer und Flamme für die neuen Möglichkeiten: „Das Gesamtpaket ADN 1606 ist tatsächlich das Erbgut unserer Stadt und für uns alle eine inspirierende Eingangspforte in eine andere Welt! Die neuen Erlebnisse werten das Vorhandene enorm auf, das grösste mittelalterliche Stadtbild der Schweiz ist belebt und wird erlebbar!

Cédric Clément Mittelalter
© Pascal Gertschen

Sehr cool ist, dass das Modell und die Multimedia-Animationen im Espace 1606 die Früchte eines Beschäftigungsprogrammes für Arbeitssuchende sind. Frima Formations ermöglicht Stellensuchenden aktuelle Weiterbildungen und neue Kenntnisse in den Bereichen Architektur, 3D-Modellierung, Web-Entwicklung, Grafik und Ingenieurwesen. Tausende von Arbeitsstunden wurden hier in kreative und innovative Feinarbeit investiert! Bravo!

A propos neueste Technologien: Diese schreiten bekanntlich rasant voran. Daher hat sich Frima Formations mit Büros und Ausbildungsstätten gleich im 1. Stock des Werkhofs Fribourg niedergelassen. Mit ihrem Werk direkt vor Augen werden sie sich sicher auch in Zukunft nicht mit zweitbesten oder halb-neuen Lösungen zufrieden geben.

Im 2. Stock werfen wir noch einen Blick in den Mehrzwecksaal. Geeignet für eine Konferenz oder einen festlichen Anlass, bietet er Platz für 120 Personen und wird von der Stadt Freiburg verwaltet. 

Im 3. Stock lädt eine Galerie zum Besuch temporärer Ausstellungen. Mit einer Fläche von 160 m2 und einer Höhe von mehr als 10 Metern ist hier so manches möglich. Thematisiert werden etwa Geschichte, Kultur, Gesellschaft und Aktuelles der Region Freiburg. Behalten wir das Programm im Auge!

Der nächste Stein kann Dir gehören

Übrigens, Fans des neuen alten Werkhofs Fribourg können sich auf ewige Zeiten mit diesem historischen Ort verbinden. Wie das geht? Indem man einen Pflasterstein aus Granit erwirbt und so das Wiederauferstehungsprojekt unterstützt. 

Die mit dem persönlichen Namen (CHF 200.–) oder dem Firmennamen (CHF 400.–) versehenen Steine werden vor dem Werkhof eingemauert. Das Engagement ist und bleibt also in Stein gemeisselt. Weit über 100 Erwachsene, Kinder, Firmen und Verbände sind bisher dabei.

Vom Bahnhof zum Werkhof Fribourg gelangt man bequem mit dem Bus Nr. 4, Richtung Auge, Haltestelle Karrweg.

Frÿburg1606, ein Spaziergang mit Augmented Reality

Zurück auf den Strassen der Altstadt fühlen wir uns immer noch mittendrin… und das sind wir ja auch! Und zwar mehr als nur real. Wir haben uns bei Freiburg Tourismus das neueste Gadget geholt, den Visioguide „Frÿburg1606“ auf einem Tablet, inklusive den aktuellsten Möglichkeiten der Augmented Reality! Man könnte die App ‘Fribourg Tourisme AR’ fürs persönliche Smartphone auch im App Store oder im Google Store kaufen, doch ich bevorzuge den grösseren Bildschirm und das separate Head Set. Rund 2,5 Stunden sind veranschlagt für den individuellen Rundgang durch die Altstadt. Eine Zeitreise!

Eintauchen ins Freiburg des 17. Jahrhunderts 

Während wir uns real durch die heutigen Altstadtgassen bewegen, begegnen wir auf dem Bildschirm Martin Martini und seinen Zeitgenossen. Hei, Euch kennen wir doch vom Espace 1606! Welch ein Abenteuer, unseren Altbekannten vom Werkhof Fribourg in ihren mittelalterlichen Alltag zu folgen.

Gemeinsam mit unseren Mittelalter-Freunden besuchen wir 21 geschichtsträchtige Orte der Altstadt, zu diesen gehört auch der Werkhof Fribourg, und erleben so eine Geschichte. Ob Marie ihren verschwundenen Mann Hans wohl wiederfindet? Und wenn wir uns fragen, wie es gerade hier im Jahr 1606 wohl ausgesehen hat, beamen wir uns auf dem Tablett vom heutigen Stadtplan einfach in den „Plan Martini“. Geolokalisierung macht so sogar Zeitsprünge möglich!

Dieser Spaziergang durch Raum und Zeit ist eindrücklich. Ich brauch eine Pause. Da man individuell unterwegs ist, kann man jederzeit einkehren. Zum Beispiel ins legendäre Café Belvédère. Der Name ist Programm, von der Terrasse aus geniesst man die allerschönste Aussicht auf die Altstadt Freiburgs und auf die Saane. Und so eben auch auf den Werkhof Fribourg mitten auf der Unteren Matte mit dem Espace 1606. Und ja, diese Geschichte lässt uns nicht so einfach wieder los!

Zu Fuss über Freiburgs Stadtbefestigungen

Sie sind einfach da und laden zur Gratis-Entdeckung! Fünf Tore, sechs Türme, sieben Abschnitte von ehemaligen Verbindungs-Wällen (ursprüngliche Umzäunung), das grosse Bollwerk und rund zwei Kilometer Stadtmauern umgeben die Altstadt. Insgesamt der grösste Komplex mittelalterlicher Stadtbefestigungen der Schweiz.

Tagsüber (Juni – Oktober, 9.00 bis 19.00 Uhr) sind diese eindrücklichen Monumente frei begehbar. Das gibt es so nur in Freiburg! Einheimische machen einen kurzen Abstecher über ein Stück alte Stadtmauer auf ihrem täglichen Weg zur Uni oder zur Arbeit. Warum nicht? Besucher aus fernen Ländern glauben es kaum, dass diese trutzigen Bauten aus fernen Jahrhunderten kostenlos und frei begehbar sind. Andernorts wäre das ein kommerzieller Mittelalter-Themenpark, hier ist es eben einfach typisch Freiburg!

Nach dem Besuch im Werkhof Fribourg, wo man im Espace 1606 das grosse Modell der Altstadt bewundert hat, versteht man die Bedeutung dieser Befestigungsbauten besser. Wir treffen uns mit Othmar Zumsteg, einem der offiziellen Freiburger Stadtführer. Er erzählt, dass die Befestigungsanlagen im Mittelalter zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert erbaut wurden. Auch Freiburgs Wahrzeichen, die St. Nikolaus Kathedrale, entstand in dieser Zeit.

Die Freiburger Stadtbefestigungen
© Fribourg Region

A propos St. Nikolaus Kathedrale:

Die Topographie hatte die Entstehung der Stadt begünstigt. Die steilen Klippen in Molasse und die Mäander der Saane bildeten eine natürliche Barriere gegen Feinde. Auf der Westseite der Stadt wurden Befestigungen gebaut, um so einen Rundum-Schutz zu bilden. 

Wieder denke ich an den „Plan Martini“ und das Altstadt-Modell im Werkhof Fribourg. Es passt. Geschichte so vermittelt zu erhalten, macht richtig Spass!

Rund drei Stunden würde es dauern, um alle noch erhaltenen Überreste der einstigen 14-türmigen Mauerrings rund um Freiburgs Altstadt zu besichtigen. Dabei wetteifern die historischen Bauten mit der spektakulär-schönen Topografie Freiburgs.

Hier – aus meiner Sicht – drei Highlights:

  • Thierryturm oder Heinrichsturm. Ein Katzensprung vom Bahnhof Freiburg entfernt, befindet man sich hier im Westen der Altstadt. Der 31 Meter hohe Turm mit seinem hufeisenförmigen Grundriss bildete einen ‘Eckpfeiler’ der 2. westlichen Stadtmauer (von Ende 13. Jahrhundert). Das Fundament stammt von 1402. Ausgebaut wurde der Turm bis ins 17. Jahrhundert, renoviert von 1911 – 1915. Wir steigen über eine gute Treppe hoch zum Wehrgang und geniessen eine spektakuläre Aussicht. Einerseits überblickt man auf das Gelände der Universität Miséricorde, andernseits reicht das Panorama über die Altstadt, die Saane und bis weit in die Freiburger Voralpen. Spektakulär!
  • Bollwerk – Wehrmauer – Murtentor – östlicher Mauerabschnitt bis zum Garten der Pädagogischen Hochschule. Dieser rund 400 Meter lange Abschnitt – das längste noch existierende Stück Befestigungsmauer der Schweiz! – eröffnet spannende Einblicke in sonst verborgene Gärten und Ecken der Altstadt. Der Gang unter dem Holzgebälk ist gut befestigt, das Terrain aber uneben, mit Stufen versehen und manchmal rutschig. Also nur für Entdecker, die gut zu Fuss sind! Lustig ist es, im Innern des historischen Murtentors eine gut 10 Meter hohe Kletterhalle mit 30 Routen (Schwierigkeitsgrad 4a – 7a) zu sehen.
  • Bürglentor (Loreto) mit Wehrmauer und oberem Bürglenturm. Der Aufstieg zur Lorettokapelle lohnt sich. Das imposante Bürglentor aus dem 14. Jahrhundert – mit einer Pechnase! – fasziniert, und das Wachhaus ist äusserst gut erhalten. Doch unübertrefflich spektakulär ist das Panorama, die Altstadt Freiburg liegt uns in ihrer ganzen Pracht zu Füssen. Grad unter uns erblicken wir auch den Werkhof Fribourg mit dem Espace 1606. Irgendwie schliesst sich der Kreis immer.

Mehrwert dank ADN 1606

Freiburg ist eine spazierfreundliche und sehr zugängliche Stadt. Die Aussicht von den historischen Stadtmauern und die Einblicke in die verstecktesten Winkel der Altstadt wecken die Neugier und Lust auf mehr. Das freut Cédric Clément, Direktor von Freiburg Tourismus: „Und dieses Mehr können wir mit ADN 1606 bieten, sprich dem Espace 1606 im Werkhof Fribourg, dem Visioguide Frÿburg1606, den frei zugänglichen Stadtmauern, massgeschneiderten Führungen etc. Dem „Plan Martini“ sei Dank!“

Ein Plan zu den begehbaren und verschwundenen Befestigungsanlagen hilft bei der Planung eines individuellen Besuchs. Ein Prospekt mit detaillierten Informationen zu diesem Kulturerbe ist bei Freiburg Tourismus erhältlich. Hier bucht man auch einen kompetenten Stadtführer.

Freiburg, erzählt in der Dämmerung

Freiburg, erzählt in der Dämmerung“ heisst die geführte Tour durch die Altstadt Freiburgs. Sie spielt im Jahre 1490. Ein Blick himmelwärts verheisst leichten Nieselregen. Egal, denn angesichts des heutigen Abendprogramms trage ich feste Schuhe und eine regendichte Jacke.

Rendez-vous ist im Innenhof der ehemaligen Komturei der Ritter des Heiligen Johannes zu Jerusalem in der Unterstadt, nicht weit vom Werkhof Fribourg entfernt. Gut 2 1/2 Stunden lang folgen wir Kristobald von Erlach, einem Mönchsritter des Johanniterordens von Jerusalem. Es geht durch die Gassen der Altstadt und sogar durch steilen, dunklen Wald, vor allem aber weit zurück ins Mittelalter. Begleitet werden wir von der klatschfreudigen Magd Katrin, die als Kräuterhexe ausserhalb der Stadt wohnt und allerlei Schleichwege kennt.

Stadtrundgang bei Nacht
© Pierre Cuony

Bevor es losgeht, drückt uns Katrin eine flackernde Laterne in die Hand, der Rauch reizt die Augen und der Parrafin-Geruch steigt uns in die Nasen. Dann erhalten alle hier Versammelten ein Fünfrappenstück in die Hand gedrückt. Dieses werde noch sehr wichtig, wir würden schon sehen.  

Die Sagen und Fakten über Freiburgs Altstadt erzählen die beiden stets am Originalschauplatz. Was die alten Mauern und Gassen alles gesehen und gehört haben! Im schummrigen Laternenschein verfliessen Geschichte und Mythen schon mal etwas gar unglaublich ineinander. Jedenfalls erleben wir Freiburg für einmal in ganz neuem Licht.

Vorbei am Werkhof Fribourg und am Gefängnis überqueren wir die Saane über die Mittlere Brücke und finden uns in der einst ärmlichen Unterstadt wieder. Alteingesessene sprechen hier ‘Bolz’, eine Volkssprache, die Deutsch und Französisch mischt. Für uns Erstbesucher nicht verständlich, tönt es exotisch und eigensinnig.

Nun passieren wir die historische Bernbrücke und schleichen dem Saaneufer entlang. Die Geister hier würden ungern gestört, ausserdem lauere hier überall Gesindel… Durchgang verboten oder 5 Rappen Wegzoll bezahlen, heisst es auf einem verwitterten Blechschild. Nun, zum Glück haben wir die Münze noch. Und zum Glück kennt Katrin diesen versteckten Weg. Auf einem Waldpfad geht’s steil bergan, unter uns liegt der Eingang zum Galternbachtal. Es ist ein wenig gruselig. Und zudem seien hier in dunklen Zeiten die Hexen verbrannt worden… der Wind pfeift durch den Wald, wir frösteln.

Wir nähern uns dem Bürglentor, einem einst wichtigen und gut befestigten Eingang zur Stadt. Hier erzählt uns Ritter Kristobald die Legende um das heutige Freiburger Kantonswappen.

Legende zum Freiburger Kantonswappen

Herzog Berthold IV., 1157 Gründer der Stadt Freiburg im Üechtland, verirrte sich während einer Jagdpartie in den Wäldern der Region. Als er beim Eindunkeln noch immer nicht nach Hause gefunden hatte, klopfte er an die bescheidene Hütte eines Köhlers nahe Bürglen. Der Köhler, ohne zu wissen wer da vor ihm stand, liess den Herzog in seinem Schuppen übernachten. Wegen der Kälte deckte er sich mit einigen Decken ein.

Erst am nächsten Morgen merkte der Herzog, dass er sich mit gebrauchten Mehl- und Kohlesäcken zugedeckt hatte. Darum waren seine Kleider oben schwarz (Kohle) und unten weiss (Mehl). Dies inspirierte ihn zu den Wappenfarben.

Das zweigeteilte Freiburger Kantonswappen, oben schwarz und unten weiss, besteht unverändert seit 1478 unverändert. Genutzt wurde es jedoch erst Ende des 19. Jahrhunderts.

Durch das Bürglentor hindurch gelangen wir zur elegant-erhabenen Loretokapelle. Welch ein traumhafter Blick über die nächtliche Stadt! Ruhig und unschuldig liegt sie unter uns. Katrin zaubert Tee aus dem Jutesack, und wir halten inne und lassen den Rundgang nachwirken. Gemächlich ziehen wir flusswärts, zurück zum Ausgangspunkt bei der Sankt Johann Brücke. Fazit: Diese aussergewöhnliche Tour ist unterhaltsam und lehrreich, ein wirklich cooles Programm für einen Abend mit Gleichgesinnten. Die öffentlich ausgeschriebenen Touren – es gibt sie auf Deutsch oder Französisch – sind jeweils rasch ausgebucht. Unbedingt frühzeitig reservieren bei Freiburg Tourismus, Tel. 026 350 11 11, www.freiburgtourismus.ch

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